Die Rückkehr nach Mazar-e-Sharif, Afghanistan. August 2007.

 

"BILD erklärt das Super-Camp" hieß der Arbeitstitel, der über dieser Reise stand. Sie brachte mich zurück nach Mazar-e-Sharif, an der Seite meines Freundes Uli Schüler, für den es der erste Einsatz in Afghanistan war. Eine weitere Reise sollte uns später noch einmal hierher führen - gemeinsam mit dem Schauspieler Ralf Moeller.

 

In Mazar-e-Sharif entsteht das größte Auslandscamp in der Geschichte der Bundeswehr. Unsere Aufgabe bestand darin, ein umfangreiches "Funktionsstück" über dieses CAMP MARMAL zu produzieren. Wer ist wer, was steht wo - und wie funktioniert der Laden. Selbst heute, ich schreibe diese Zeilen drei Jahre später, sind die Arbeiten längst nicht abgeschlossen. Wer über den aktuellen Stand des Bauens berichten will, muß zügig drucken.

 

Für unsere Reportage hatten wir keine Woche Zeit zur Verfügung. Der Gedanke daran, daß wir womöglich dieses Mal nichts von der Stadt Mazar-e-Sharif zu sehen bekämen, trübte meine Stimmung etwas. Doch wer nach Afghanistan reist, sollte sich auf Überraschungen einstellen.

 

Während wir von Köln aus zum Nato-Stützpunkt in Usbekistan flogen, wurde in Kabul die Entwicklungshelferin Christina Meier (ORA INTERNATIONAL) von Kidnappern entführt, um von der Bundesrepublik Lösegeld zu erpressen.

Deutschland diskutierte, ob eine schwangere Frau in solch einem Land als Entwicklungshelferin unterwegs sein dürfe. 

Alle Zeitungen in der fernen Heimat berichteten über die Geiselnahme - und deutlich eher, als bei meinem ersten Besuch, war mir klar, daß sich unsere Arbeit um anderes drehen würde, als wir es geplant hatten.

Auf absehbare Zeit würde das Interesse an einem "Who is Who" zum Camp Marmal gering sein.

 

Daß wir von Mazar-e-Sharif aus wenig sinnvolles zur Geiselnahme recherchieren konnten, war auch unserer Heimatredaktion klar.

 

Also besuchten wir die zum damaligen Zeitpunkt neu stationierten Aufklärungsflieger, deren Einsatz in Deutschland zu Recht umstritten ist.

 

Zuhause weniger bekannt hingegen ist das Engagement der deutschen ISAF-Soldaten, die in Afghanistan mit selbst erbrachten Spenden den zivilen Wiederaufbau unterstützen. In Quizalabad waren wir Gäste eines solchen Projektes.

 

Am 20. August 2007, 36 Stunden nach ihrer Entführung, wurde Christina Meier von afghanischen Sicherheitskräften befreit. Seit 2006 war sie in Afghanistan tätig - die Entführung fand zu einem Zeitpunkt statt, als sie bereits an eine Rückkehr nach Deutschland dachte, um ihr Kind in der baden-württembergischen Heimat zur Welt zu bringen.

 

Unser Heimflug führte uns mit Christina Meier und ihrem Mann Thomas zusammen. Während die Agenturen daheim heiß liefen über die Umstände ihrer Befreiung, gab die erschöpfte, aber glückliche Entwicklungshelferin BILD-Reporter Uli Schüler (kurz aber exklusiv) Auskunft, bevor sie sich im Sanitätsbereich des Stützpunktes ausruhen konnte. Ihrem Wunsch, in dieser Situation keine Bilder zu machen, kamen wir nach.

 

Die offizielle Regierungsmaschine KONRAD ADENAUER brachte uns von Termez nach Köln. In diesem Airbus A310 war das Ehepaar in der "Kanzler-Suite" untergebracht. Wir saßen im Gästebreich der Maschine, und tatsächlich waren wir umgeben von Kollegen, die bis zur Landung in Köln nicht mitbekamen, welch "prominente" Gäste an Bord waren. Geschweige denn, daß sie sich Gedanken darüber machten, warum die Regierungsmaschine der Bundesrepublik Deutschland für diesen Flug eingesetzt wurde.

 

Dieselben Kollegen waren es, die sich von der Bundeswehr durch Afghanistan fliegen ließen, um dann in einer großen Sonntagszeitung die Schlagzeile "DIE BUNDESWEHR LÄSST BITTEN" zu platzieren.  Wenn man weiß, wie lange sie dem Bundesverteidigungsminsiterium für diese Rundreise "in den Ohren" lagen, mutet das Ergebnis ihrer Arbeit zugegebener maßen seltsam an.

 

 

Eine Beschriftung der Bilder folgt in Kürze.