Kammersängerin.

"No More Blues" - Album-Debut von Daniela Rothenburg.

 

Es gibt Orte, an denen kann man nicht verlorengehen.

Ein Aufenthaltsrecht für diese Orte ist nicht einklagbar.

Suchen wir sie, laufen wir an ihnen vorbei.

Aber haben wir eine dieser Kammern im Herzen eines anderen bezogen, dann müßten wir schon ziemlich rumpoltern, um wieder verwiesen zu werden.

 

Daniela hat einen solchen Ort erreicht. Sie hat ihn bezogen, als es für mich noch unvorstellbar war, daß es von ihr eine CD geben würde. Geschweige denn, daß ich sie linksseitig der Elbe kaufen würde. Naja, eigentlich wußte ich damals noch gar nicht so richtig, was eine CD ist.

Kein Mensch hat "Black Boys on Mopeds" so wundervoll gesungen, wie Daniela.

Nicht einmal Sinead O´Connor selbst.

Ich habe sie nie verscheucht. Nie verwiesen. Sie hat ihre kleine aber wohlig eingerichtete Kammer nie geräumt.

In dieser kleinen Kammer lief immer diese Erinnerungsplatte. Ein paar Akkorde von der Gitarre, diese klare, ich scheue mich nicht zu sagen: HIMMLISCHE Stimme. Immer wieder drehte sich diese Platte, hat die Bewohnerin dieser Kammer das Lied gesungen.

Neunzehn Jahre sind vergangen. Neben der alten Platte in Danielas Kammer dreht sich in Kürze so ein moderner Silberling.

Es gibt so vieles in meinem Leben, das trotz seiner offenkundigen Existenz für mich völlig unvorstellbar ist.

"NO MORE BLUES" ist  Materie gewordene Unvorstellbarkeit.

Dessen bin ich mir sicher, obwohl das Scheibchen noch in der Tasche des Postboten steckt.

 

Danke, daß Du nie ausgezogen bist. Danke, daß Du noch immer singst, als wären Wunder eine Selbstverständlichkeit.

 

 

www.daniela-rothenburg.de

 

2. September 2008