Pakistan. Die Flutkatastrophe im Sommer 2010.

Kattalla Wala. Das vergessene Dorf am Ende der Welt.

Auf dem Weg nach Mianwali kommen wir nicht weiter. Eine behördliche Straßensperre konnten wir problemlos passieren. Doch selbst Traktoren kapitulieren vor den Wassermassen, die dahinter Straßen und Felder unpassierbar machen. Wir kehren um.

Wir nutzen Schleichwege, fahren über leicht höhergelegene Wege, die wie Dämme in der überfluteten Gegend liegen. Ein alter Mann stoppt unser Fahrzeug. Er will uns etwas zeigen. Über 40 Grad Hitze brennen auf die schlammige Landschaft. Hinter einer Baumgruppe bleiben wir mit ihm stehen: hier befand sich das Dorf Kattalla Wala. Eine kleine Siedlung fleißiger Bauern. Von der Wucht des Indus-Wassers weggerissen. Zwischen den letzten standhaften Wänden gehen wir über den von der Gluthitze getrockneten Schlamm. Hart wie Stein hat er Saatgut und Ernte unter sich begraben.

Auf einer alten Pritsche liegt, vom dürftigen Schatten eines Baumes überdacht, ein Mädchen. Ihre Haare sind mit traditioneller Henna-Farbe getönt. Am Körper trägt sie ein für den Landstrich typisches Kleidchen. Anyba ist vier Jahre alt. Entkräftet liegt sie vor uns, reglos. Die Dorfbewohner haben aufgehört, die Fliegen zu verscheuchen, die sich auf ihrem Gesicht und in ihrem Mund festsetzen.

Als wir den Ort, der einmal Kattalla Wala war, verlassen, hat der alte Mann sie mit einem rosafarbenen Tuch bedeckt. Apathisch stehen die Überlebenden des Dorfes in der Nähe.

 

 

Ein weiterer Bericht befindet sich UNTERHALB der folgenden Galerie.

 

Charsadda. Auf der Straße der Verzweiflung.

Die moderne Schnellstraße verbindet Peshawar mit Charsadda, führt weiter nach Islamabad. Als der Kabul-River über die Ufer trat, überflutete er das Obstparadies von Pakistan. Bauern, die hier ihre Felder bestellten, hatten ihr Auskommen und konnten ihre Familien ernähren. Der Sommer 2010 hat sie zu Bettlern gemacht.

In ihrer Not flüchteten die Menschen auf den Mittelstreifen der Schnellstraße. Inzwischen haben sie sich dort eingerichtet. Aus dem Wasser geborgene Habseligkeiten, ein paar Planen - und der immer währende Verkehr, Trucks, die Hilfsgüter durchs Land transportieren - hier sind die Bauern aus dem Pfirsich-Eiland jetzt zu Hause.

Manchmal halten Tankwagen von Hilfsorganisationen. Das Vieh, das die Bauern retten konnten, ist an die Leitplanken gebunden, zum Tränken wird es zurück auf die Felder geführt, die links und rechts der Straße liegen.

Das einzige, was die Regierung bisher für die Menschen hier getan hat, war sie nicht von der Autobahn zu vertreiben.