Werner Karma, 1982
Also, wenn ich ehrlich sein soll
Hab ich mächtig was gegen ein Jawoll
Gegen Feigheit vor´m Risiko und so
Gegen verschämte Kritzelein aufm Klo
Und gegen Worte aus´m Megaphon
Gegen Himmel aus Stahlbeton
Gegen Leute, die gleich ausseh´n
Gegen Fahnen, die sich dreh´n
Was mich trägt, hab ich unter´m Fuß
Und in den Lungen ein paar Handvoll Ruß
Also, wenn ich mal ehrlich sein soll
Haut mir jemand die Taschen voll
Ist´s egal, da sind Löcher drin
Und so bleibe ich, wer ich bin
Was mich trägt, hab ich unter´m Fuß
Und in den Lungen ein paar Handvoll Ruß
In den Augen eine Scherbe Welt
Die mich noch lang nicht zufriedenstellt
Dritter Song, B-Seite des 1983 erschienen Longplayers "UNTER DER HAUT" von City.
Als ich Werner Karma fragte, ob ich diesen Text in meiner Rumpelkammer gut sichtbar vors Regal rücken dürfe, gestatte er es mir gern. Nicht aber ohne mich ausdrücklich zu bitten, die Band zu nennen, für die er ihn 1982 geschrieben hat.
Werner Karmas Songtexte sind lyrische Offenbarung. Ohne Karmas Texte wären einige der opulenten, farbigen und einfallsreichen Kompositionen der "DDR"-Rockmusik leere Bücher. Illustrationen ohne Geschichte. Bühnenstücke ohne Stoff.
Werner Karma wird gern als unnahbar wahrgenommen. Zu recht.
Kein Mann von After-Show-Partys, keiner, der durch die Reihen der anstoßenden Gratulanten und nach Scheinwerferlicht haschenden Mäuschen einer Record-Release-Gesellschaft turtelt. Dabei hätte der Vater von "Bataillon d´amour" (SILLY) und "Satt zu Essen" (PENSION VOLKMANN) jede Berechtigung, im hellsten Kegel der Lampen zu erscheinen.
Daß er bei einer so einfachen Frage wie der meinen in erster Linie an diejenigen denkt, die seinen Worten Bühne und Resonanzboden gaben, erzählt mehr über ihn, als es jedes Interview könnte.
Im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschien 2002 das Buch "ALLES WIRD BESSER, NICHTS WIRD GUT". Es vereint Texte von Werner Karma aus den Jahren 1976 bis 2001.